Rückblick: "Zukunft Heimat - Ein Leben nach dem Ankommen - Flucht, Migration und Integration" | Drucken |

Am Montag, den 26.02.2018, wurde die Veranstaltungsreihe "Zukunft Heimat" in der Alten Post Drensteinfurt fortgesetzt. Unter dem Titel "Ein Leben nach dem Ankommen - Flucht, Migration und Integration" drehte sich die Diskussion um die Herausforderung bei der Integration von Flüchtlingen.


Schwerpunkt der Diskussion war die Eingliederung der Flüchtlinge in den Arbeitsalltag. Eindringlich wurde darauf hingewiesen, dass die Flüchtlinge zwischen Sprachkurs und beruflicher Bildung in eine Lücke fielen. Die Deutschkenntnisse würden für den Alltag reichen, aber es mangele an berufsspezifischen Sprachkenntnissen. Der Prüfungserfolg bliebe aus - nicht, weil die Flüchtlinge unmotiviert oder zu dumm seien, sondern weil die Sprache sie überfordere.

Isabelle Karcev als ehrenamtliche Helferin beim Deutsch-Ausländischen Freundeskreis wies darauf hin, dass das Ankommen in einer fremden Kultur eine große Herausforderung darstelle. "Es ist ein hoher Aufwand nötig, um zu erklären, wie die deutsche Gesellschaft funktioniert", fasste sie ihre Erfahrungen zusammen. Hinzu käme, dass die Sorge um Angehörige, drohende Abschiebungen und eine ungünstige Bleibeperspektive sich schlecht auf die Motivation der Flüchtlinge auswirke. Angesprochen auf unterschiedliche Wertevorstellungen zwischen verschiedenen Kulturen stellte Karcev klar: "Natürlich vermitteln wir gegenüber den Flüchtlingen auch die europäischen Werte, nur dauert auch das Zeit."

Der Hiltruper Pastoralreferent Stefan Leibold wies in seinem Eingangsstatement insbesondere auf die schlechten Zustände in den Behörden hin. "Unprofessionelle Anhörungen, schlechte Übersetzungen - Deutschland ist immer noch nicht darauf vorbereitet, Flüchtlinge zu integrieren", so seine negative Bilanz. Wie Karcev bemängelt er die ungleiche Behandlung von Flüchtlingen: "Natürlich werden Menschen mit guter Bleibeperspektive besser behandelt - mit entsprechend negativen Auswirkungen auf die Motivation der einzelnen und dem sozialen Umfeld bei der Flüchtlingsarbeit." Auch Leibold sah im Spracherwerb und der individuellen Betreuung die wichtigsten Erfolgsfaktoren für die Integration.

Im weiteren Verlauf des Abends wurden Ideen entwickelt, wie konkret Hindernisse bei der Integration von Flüchtlingen aus dem Weg geräumt werden könnten. Als Sofortmaßnahmen wurden Familienpaten und Sprachkurse für Mütter mit Kinderbetreuung angeregt.

Besonders intensiv wurde die Herausforderung von Sprache und Beruf diskutiert. Hier soll nun aus dem Teilnehmerkreis ein Gespräch mit der Bezirksregierung Münster gesucht werden. Ziel dieses Gespräches soll es sein, die aktuelle Situation zu schildern und den stärkeren Einsatz von aufsuchender Sozialarbeit in Kooperation mit den Berufsschulen anzuregen.

Ein Termin mit der Bezirksregierung soll rasch vereinbart werden.

 


Veranstaltungsankündigung:

"Zukunft Heimat - Schlafstadt oder Traumdorf - Quo vadis, Drensteinfurt?"

26.03.2018, 20 Uhr
Drensteinfurt, Alte Post