Von Haltung und Würde Drucken

Wie dem Faschismus in Deutschland entgegen getreten werden könnte - insbesondere am 10.02. anlässlich des AfD-Neujahrsempfang im Rathaus von Münster.

 


Auf Grund der erschreckenden Entgleisungen im US-Wahlkampf wird auch in Deutschland mit einer harten Auseinandersetzung der Parteien und deren Spitzenpersonal gerechnet. Bereits die ersten Wochen des Jahres zeigen deutlich, wie sich die Grenze dessen 'was noch gesagt werden darf' immer weiter in die Tabuzonen einer freiheitlich-demokratischen Gesellschaft verschieben. Die ganze politische Vogelwildheit wird angefeuert von einer Stimmung, die scheinbar zwischen Angsthetze und Hasspopulismus oszilliert. Die Voraussetzungen, einen Wahlkampf auf Basis von Sachargumenten zu führen, waren selten schlechter in unserem Land.

 

Und nun auch noch der neue Faschismus in Deutschland, vor allem repräsentiert durch die AfD, die sich anschickt, als drittstärkste Partei in den Bundestag einzuziehen. Angesichts der deutsch-völkischen, demokratieverachtenden und rassistischen Agenda der 'Alternative für Deutschland' stellt sich die Frage für die Verteidiger von Frieden, Freiheit und Demokratie: Was tun - und wie?

Ein Hinweis auf eine mögliche Antwort liefert eine offensichtliche Gemeinsamkeit der autoritären Organisationen diesseits und jenseits des Atlantiks - seien es Trumps 'Alt-Right'-Supporters, die Brexiteers in UK, die Faschisten Frankreichs, die FPÖ in Kärnten oder die AfD in Thüringen: Sie pflegen einen würdelosen Umgang - in ihren populistischen Metaphern, in ihrem Umgang untereinander, in ihrem Auftreten in der Öffentlichkeit. Man könnte diese Politikerinnen und Politiker betrachten als Karikaturen von Menschen, die sich im Politikbetrieb verrannt haben, wenn dieses Verhalten nicht so tragisch bedrohlich wäre.

Diese Würdelosigkeit der neuen Faschisten träufelt in die Gesellschaft hinein und beginnt nun, den sozialen Kitt in den betroffenen Sozialgefügen zu zerstören - ganz besonders auch in Deutschland. Die Artikulation von Hass und Hetze bis tief in die bürgerlichen Bevölkerungsschichten hinein findet als adäquate Form der Meinungsäußerung mehr und mehr Zuspruch. In den dunklen Echokammern der sozialen Netzwerke können - enthemmt Dank der Anonymisierung in Internet - menschenverachtende Parolen auf ihre Wirkung getestet und in ihren verletzenden Schärfe optimiert werden. Derart aufgeladen mit der unbeirrbaren Rechthaberei von Scheuklappenträgern fallen dann auch die tradierten Leitplanken in der analogen Kommunikation der realen Welt. Der unmenschliche Diskurs erobert mehr und mehr die Debatten-Marktplätze der Republik.

Gegen diese Art der destruktiven Kommunikation, diesem gesellschaftlichen Brandbeschleuniger aus Neid, Angst, Hass und Hetze, sollte man nicht allein mit dem Aufmarsch der Aufrechten entgegentreten. Denn es handelt sich beim Kampf gegen den neuen Faschismus ja offensichtlich auch um eine Auseinandersetzung um die kulturelle Atmosphäre, in der eine Gesellschaft entweder bunt aufblüht oder zu braunem Moder verdorrt.

Es gilt, der tief sitzenden Unkultur der Würdelosigkeit im Faschismus genau dies entgegen zu setzen: Würde und Haltung. Würde, weil wir seit der Aufklärung wissen, dass ein würdevolles Argument nachhaltiger wirkt wird als die würdelose Hassparole. Haltung, weil wir der rückwärtsgewandten Zukunftsangst eine nachhaltige Entwicklung der Mut-Gesellschaft entgegen stellen können. Wenn es uns gelingt, diese Stärke unserer demokratisch-freiheitlichen Gesellschaft auszuspielen, können wir es schaffen, den ängstlichen, schwachen und sinnentleerten Kern des neuen Faschismus sichtbar zu machen.

Aus diesen Gründen habe ich mich am vergangenen Sonntag, als ich von der AfD-Veranstaltung im Münsteraner Rathaus Kenntnis erhalten hatte, spontan für die Aktionsform einer Lichterkette entschieden. Diese Lichterkette soll am Abend des 10.02. das Rathaus umschließen und den Platz des Westfälischen Friedens im Innenhof des Gebäudekomplexes mit einfassen. Für mich als Aktivisten der Friedens- und Umweltbewegung steht so eine Lichterkette für genau das, was wir den neuen Faschisten in Deutschland entgegen stellen sollten: Würde und Haltung. Ich hoffe darauf, dass mich bei dieser Aktion möglichst viele Bürgerinnen und Bürger unterstützen. Denn wir sind die Mehrheit und stehen für das bessere Deutschland.

Jürgen Blümer
Münsterland, 12.01.2017

 

Zuletzt aktualisiert am Donnerstag, den 12. Januar 2017 um 20:22 Uhr