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"... und sie bewegt sich doch!" PDF  | Drucken |  E-Mail

Wer hätte gedacht, dass Paris nach den schrecklichen November-Attentaten so schnell wieder mit positivem, geradezu spektakulären Nachrichten in den Schlagzeilen steht? Noch vor gut zwei Wochen war zu Beginn des Klimagipfels mehr Trotz und Trauer zu spüren in der Stadt des Lichts als Hoffnung und Zuversicht. Doch nun ist wieder einmal von einer historischen Revolution die Rede - und wo könnten Revolutionen eher ihren Ausgang nehmen als in der Stadt, in der unser modernes Bild vom Menschen und seiner Gesellschaft anfing, ein politisches Projekt zu sein?

Der französische Präsident feierte den Erfolg der Klimaverhandlungen euphorisch:

"In Paris hat es seit Jahrhunderten viele Revolutionen gegeben. Aber heute ist die schönste und friedlichste aller Revolutionen vollbracht worden, die Revolution für den Klimawandel. Danke. Es leben die Vereinten Nationen, es lebe der Planet, es lebe Frankreich." Der Überschwang der Gefühle ist verständlich, denn am Ende eines jahrelangen diplomatischen Ringens haben 196 Nationen den Abkommen ihren Segen erteilt - auch unter Mithilfe des Papstes!

Nur die Historiker werden in späteren Jahren einmal entschlüsseln, was und wer zu diesem Erfolg beigetragen hat.  Und vielleicht wird ja auch irgendwo in den Annalen einmal der ökumenische Pilgerweg eine Rolle spielen, der eine Schar von Aktivistinnen auch durch das Münsterland, nach Rinkerode, Drensteinfurt und Herbern geführt hat  auf ihrem Weg nach Paris. Ganz zu schweigen von den drei Paar Schuhen, die ihre Reise aus Stewwert direkt auf den Place de la République beendet hatten, um dort für den Erfolg des Klimagipfels zu werben.

Doch wie nach den Terroranschlägen dreht sich auch nach dem Erfolg beim Klimagipfel die Erde weiter. Nicht nur in Paris, sondern in allen Ländern. Die globalen Herausforderungen werden nicht geringen. Aber es gibt diese erste positive Lehre, die sich nun auch aus den Ereignissen der letzten Woche ziehen lässt. Trotz der dramatischen Umstände hat sich die Menschheit angesichts der Bedrohung durch den Klimawandel zusammen gerauft und einen Lösungsweg aufgezeigt.

Es gilt also an dieser Stelle festzuhalten, dass sich die Welt angesichts konkreter Bedrohungen immer wieder zusammenfinden kann, um gemeinsam vorzugehen - wie z.B. beim Ozonloch und dem FCKW-Verbot. Dies sollte uns allen Mut machen, denn natürlich ist mit diesem Wochenende nicht das Paradies über die Welt herein gebrochen. Es gibt noch viele Baustellen, die es zu beackern gilt: von der Verschmutzung der Meere über den weltweiten Hunger bis zu den Massen an Flüchtlingen aufgrund von Gewalt und Terror.

Allen Menschen, die sich weltweit für eine bessere Welt engagieren, muss das Ergebnis von Paris Mut machen: Nicht aufgeben, solange es noch nicht gut ist. Denn erst wenn es gut ist, ist es zu Ende.

Doch nicht nur für die NGOs und Aktivistinnen, die sich ehrenamtlich engagieren, kann Paris zum Mutmacher werden. Denn nicht nur Frankreichs Diplomatie hat wieder einmal gezeigt, wozu die Grande Nation immer noch fähig ist, wenn es darauf ankommt. Das Verhandlungsgeschick kann auch als Resultat einer großen diplomatischen Tradition Verstanden werden, die sich gerade in Frankreich immer wieder zeigt. Doch Diplomatie ist das eine. Die Perspektive einer konkreten Alternative ist das andere. Und hier hat Deutschland als weltweit führende Nation bei der Energiewende die Blaupause vorgearbeitet.

Denn nichts anderes verlangt der Klimavertrag nun von den Nationen: die globale Energiewende. Im englischen Sprachgebrauch hat das deutsche Wort 'Energiewende' schon sein zu Hause gefunden. Und das mit Recht. Kein Land der Erde hat sich so konsequent auf den Weg gemacht, auf erneuerbare Energien umzusteigen. Kein Industrieland hat seine Energie-Transformationspläne so radikal formuliert. Nun also wird sich die Erde auf den Weg machen, um die Dekarbonisierung umzusetzen. Jedes einzelne Land wird seinen eigenen Weg der 'Energiewende' finden müssen. Doch immer wieder wird der Blick nach Deutschland gehen, um zu schauen, wie es dort voran geht.

Frankreich als Diplomat und Deutschland als Techniker - diese Asche kann also nicht nur in Europa ein Motor für den positiven Wandel sein. Auch weltweit haben die Tage von Paris gezeigt das Frankreich und Deutschland gemeinsam eine große verändernde Kraft freisetzen können. Auch Europa täte es gut, wenn diese Ktaft nun auch auf europäischer Ebene wieder zu Einsatz käme. Denn nicht nur das Klima bedroht die Menschen weltweit, auch dem Hass und dem Nationalismus muss gerade in Europa entschlossen entgegen getreten werden.

Klimaschutz ist aber nicht nur eine Herausforderung der großen Politik, sonder verlangt bis in die kleinsten gesellschaftlichen Einheiten hinein Veränderung. Gerade der Weg der Klimapilger im Herbst durch Europa hat dies deutlich gemacht. Für uns im Kreis Warendorf und in Drensteinfurt sind damit auch Hausaufgaben aufgegeben. Und die allererste heißt: gemeinsam Gasbohren stoppen! Nach Paris, nach der Dekarbonisierungs-Forderung ist das Vorhaben von HammGas noch absurder als es jemals war.

Das Gas im Münsterland muß in der Erde bleiben. Genau dafür müssen wir in den nächsten Monaten kämpfen, denn nur wenn Paris bis in diese Entscheidung hinein wirkt, schaffen wir es, den Klimawandel zu stoppen. Und die Menschen auf den Südsee-Inseln müssen vielleicht nicht zuschauen, wie ihre Heimat im Meer versinkt.

Doch 'Nein' sagen ist nur der erste Schritt. Wir in Drensteinfurt und im Münsterland müssen zeigen, wie wir uns die Zukunft der Energieversorgung, des Verkehrs und der Lebensmittelversorgung vorstellen. In allen Bereichen müssen nun Konsequenzen gezogen werden - weg vom kohlenstoffbetriebenen Massenindividualverkehr, weg von der Massentierhaltung. Beides sind Klima-Killer ersten Ranges. Hier müssen nun Alternativen implementiert werden als unseren Beitrag zum Klimaschutz.

Denn nur, wenn wir vor Ort die Herausforderung annehmen und uns auf den Weg in eine klimafreundlichen Zukunft machen - erst dann ist die 'Klimarevolution von Paris' wirklich eine Erfolgsgeschichte.